Dienstag, März 06, 2007

6 Monate England

Seit sechs Monaten halte ich mich nun im Südwesten Englands auf, und in dieser Zeit sind mir ein paar Dinge an Land und Leuten aufgefallen:

- Das Vereinigte Königreich ist wahnsinnig multikulturell. Das gilt natürlich vor allem für London, aber auch in kleineren Städten trifft man heute Leute aus der ganzen Welt. Praktisch alle Nationalitäten und Kulturen sind im modernen UK vertreten. Das hat auch gastronomische Konsequenzen: Die traditionelle englische Küche ist fast ausgestorben, die Briten bevorzugen heute vor allem die indischen und chinesischen Kochkünste.

- Die meisten Briten sind Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Hat man einen Akzent (wie alle Deutschen, die ich hier getroffen habe, obwohl die meisten Deutschen merkwürdigerweise glauben, sie hätten keinen) ist das kein Manko, sondern macht einen fast schon irgendwie interessant. Natürlich gibt es auch in UK Fremdenhass und Rassismus, aber er ist meinem Gefühl nach weit weniger ausgeprägt als in Deutschland.

- Globalisierung und Kapitalismus stoßen in Großbritannien auf weniger Ablehnung als in Deutschland. Die meisten Menschen sind mit den ökonomischen Entwicklungen einverstanden oder begrüßen sie sogar ausdrücklich. Das mag auch damit zu tun haben, dass eine frühere Phase der Globalisierung gewissermaßen in Grossbritannien ihren Ausgang nahm und das man sich an die Zeit, als das britische Empire die halbe Welt beherrschte, hier noch gut erinnern kann.

- Der typische Engländer fuehrt mehrere Leben: Das eine an den Wochentagen von 9 am bis 5 pm, das andere an den Wochenenden. Während im Geschäftsleben die alten britischen Tugenden (Höflichkeit, Zurückhaltung) durchaus noch eine gewisse Gültigkeit besitzen, verhalten sich Engländer an Freitag- und Samstagabenden schockierend anders: Ausgehen, Betrinken und Flachlegen bzw. sich Flachlegen-lassen sind hier Volkssport (mehr als in Deutschland), und für Viele sind die paar Stunden des enthemmten Spaßes am Wochenende die Höhepunkte der Woche - das, worauf man sich freut, das, wofür man lebt.

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